„Hier Ihre neuen Tabletten für Übelkeit“, sagt die Krankenschwester. Beide Seiten stutzen, ich bin schneller und sage, „Gegen wär mir lieber.“ Manchmal ist es auch lustig im Krankenhaus.
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Flüchtige Rehworte ziehen durch die Stirn. Hinterlassen kaum Abdrücke und verschwinden im sonnendurchfluteten Unterholz. Die Retina schimmert weichgezeichnet und blasslila.
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Irgendwann fragte ich mich, ob es für Hirntumorträger auch schicke Kappen gibt, die ähnlich wie Computer mit dem Aufkleber „Intel inside“ beklebt, mit „Cancer inside“ bedruckt oder bestickt sind. Zu Hause fragte ich google, habe auf die Schnelle nichts finden können. Sachdienliche Hinweise nehme ich entgegen. Ideenklau nur nach Rücksprache.
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Meine erste Musik-Playlist im März ist noch recht düster ausgefallen:
- C’era una volta il West – Filmmusik
Dann gab es an den Folgetagen Erweiterungen, die dann doch eine etwas andere Stimmung spiegeln und “meine” Musik von “ganz früher” ist, manches ließ sich so wieder entdecken und Erinnerungen tauchten verstärkt auf.
Mir ist es trotzdem schwer gefallen, die Titel im Krankenhaus (ohne Internet) richtig zu erinnern – manchmal fiel mir nur der Titel des Albums ein. Das liegt gewiss daran, dass ich ein Teil meines Gedächtnises ins Internet outgesourct habe. So wie ich früher Telefonnummern gut auswendig wählen konnte, weiß ich heute nur noch einen Bruchteil davon, denn schließlich merkt sich mein Handy die Zahlen zu den Namen.
Aktueller Einschub: Seit ich zu Hause bin, kann ich in mein Platten- oder CD-Regal greifen, auf- oder einlegen, dass es die reinste Freude ist. Das Album “Madar” mit dem Stück Sull Lull eingespielt von Jan Gabarek, Anouar Brahem und Usted Shaukat Hussain steht derzeit ganz hoch im Kurs, bringt die Musik bei mir so richtig was ins Schwingen. Seelenbalsam!
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Krankenhausroutinen: Blutdruck, Temperatur, Sauerstoffsättigung und Puls messen. Fragen nach Schmerzen, Übelkeit, Stuhlgang. Irgendwann fragte ich mich, warum nicht auch nach der Libido oder Erektionen gefragt wird, denn das sind ja nun auch nicht zu unterschätzende Indikatoren für die Grundbefindlichkeit.
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Obiges kritzelte ich im Krankenhaus vom 15.03.14 an unsortiert in eine Kladde und habe es am 08.04.14 einfach mal abgetippt. Neben diesen Schnipseln gibt es in der Kladde noch viele Stichworte zu Fragen und Beobachtungen über die ich schreiben wollen würde.