Seit ich um die Diagnose weiß, treibt mich die Frage um, ob es eine bildliche Darstellung der Krankheit gibt, die geeignet ist, Abwehr zu mobilisieren, so wie es die Religionen mit ihrer Ikonographie und Allegorien zu Sünden und Verfehlungen mit Abbildern des Bösen seit Jahrhunderten zum Machterhalt praktizieren. Bislang bin ich nicht fündig geworden, sondern habe mir in schlaflosen Nachtstunden eigene Szenarien ausgedacht, denen auch die Idee von Baktus und Karius zu Grunde liegt: Die Visualisierung, die Kinder zum Zähneputzen animiert, weil sie die Vorstellung nicht mögen, dass die beiden Rabauken in den Backenzähnen mit Preßlufthämmern Balkone bauen und ihre Ideen vom schöner Wohnen umsetzen wollen.
Eine purpurne Landschaft, in der die mutierten Zellen ihr Werk ausüben: Sie verwenden dazu langstielige Hellebarden, die scharf geschmiedete rasiermesserscharfe Klauen haben und deren Schneiden an ein „U“ erinnern und sich zum Bohren wie ins Fleisch schneiden gleichermaßen eignen. Mit dieser Ausstattung graben die Zellen ins Gewebe und entnehmen welches, das natürlich nicht einer Kühlkette zugeführt wird, sondern zur Giftanreicherung warm neben schwelenden Feuertonnen gelagert, die mit tranigem Fett gespeist werden. Das Ganze stinkt und erinnert auch an Aufnahmen aus Bergwerken, wie sie Salgado in seinem Buch „Arbeiter“ überliefert hat. Ist genügend infektiöses Material geschaffen, ziehen die Zellen los und verteilen die Giftracht im Körper, indem sie mit den Bohrspießen Gewebe durchbrechen und das Gift applizieren, dass es die „Blumen des Bösen“ sprießen lässt.
Mir hat diese vielleicht naive Vorstellung geholfen, weil mir solche Bilder konkreter sind als Zellen, die durch Mutation außer Rand und Band sind. Ich messe Bildern im seelischen Erleben einen hohen Stellenwert bei, der knapp unterhalb olofaktorischen Triggern liegen dürfte. Die eingangs erwähnten Religionen sind zum Teil bildgewaltig aufgestellt, um Irdisches zu zügeln, um Macht und Kontrolle auszuüben, darum geht es mir weniger, ich denke eher an Feindbilder, die im besten Fall Abwehr mobilisieren können. Hier ein paar Hinweise zur unterschiedlichen Schreibweise des Namens Breugel.
Internetfund: metaphorik.de 03/2002 Dörthe Ohlhoff „Das freundliche Selbst und der angreifende Feind“
13.03.14