Material: Ein abgesägter Ast einer Salix matsudana ‘Tortuosa’, ein Hund (vierrädriger Möbeltransportwagen (alt)), ein Bündel Bambusholz (auf Länge gestutzt), ein Mahlwerk, ein Blumenuntersetzer (schmiedeeisern mit Einlegeplatte aus Keramik), eine verzinkte Eisenkette, ein Topf (korrodiert), ein Hanfhandfeger, eine sternförmige Backform (teflonbeschichtet), ein Silberlöffel mit Ornament, ein Seil (rot-weiß) und eine Schüssel (wahrscheinlich Messing)
Werkbeschreibung:
Das Werk ruht raumgreifend in sich. Der auf dem Boden liegende Ast einer Korkenzieher Weide (Salix matsudana ‘Tortuosa’) führt wie eine Deichsel direkt zum Kern der Arbeit. Das Wägelchen, wird es zum Möbeltransport verwendet auch „Hund“ genannt, steht fest auf seinen Rollen, an denen die Spuren der Zeit ablesbar sind. Lange schon scheint es nicht mehr zum Einsatz gekommen zu sein und hat folglich leichte Ruhespuren angesetzt, die den Betrachter sogleich auf die eigene Unbeweglichkeit im Sinne „Wer rastet, der rostet“ zurückwirft. Im vorderen Teil (deichselnah) ist ein Gefäß platziert, der Lack ist abgeplatzt – Spuren der Vergänglichkeit – der Henkel, der auf die Seite geklappt ist, verspricht dem Handelendem „Greif zu“ und signalisiert dem eher Verhaltenem „Lass mich“ – so schmiegt sich der Henkel leicht indifferent in Haltung und Ausdruck an das eimerhafte Behältnis, in das eine geflochtene Kordel in den Farben rot-weiß drapiert ist. Scheinbar absichtslos hineingelegt, strahlt sie über den Rand hinaus mit dem Versprechen – eine gute, zweifarbige Kordel zu sein. Die Biopolarität der Farbigkeit wirft jedoch zurück auf das Für und Wieder im Leben jedes Einzelnen, der trotz eindeutiger Färbung sich gebeutelt sehen kann, wenn es ums Farbe bekennen geht. Nun schweift der Blick des Betrachters weiter auf den borstigen Schweif eines Handfegers, der zwar nicht wild geworden, sondern eher gelangweilt liegend, die Borsten vom Himmel abgewandt hat – ein unabweisbares Zeichen, wenn man es denn so lesen will, für die Hinfälligkeit einer metaphysischen Suche nach Wahrheit und Transzendenz. Der ruhende Feger wird dabei aber leicht bedrängt von einem Bündel Bambus – zurechtgestutzt auf Maß. Auf wessen Maß, das ist hier die Frage. Mit rund 30 Zentimetern läge Kaminholz nahe, doch es kann auch eine Referenz an die Einfassung asiatischer Reisfelder sein und somit Fruchtbarkeit über drei Ecken versprechen. Gleich daneben das schmiedeeiserne Gestell des klassischen Blumenständers aus dem letzten Drittel des letzten Jahrhunderts in Deutschland. Manche schimpfen ihn geschmacklos, andere sammeln ihn mittlerweile – die Schaffenden werden ihn bewusst gewählt haben, weil er eben greifbar war. Sie positionierten zudem – nicht ganz mittig auf dem Wägelchen – ein deutliches Zeichen für die gebrochenen Ironie, die dem gesamten Werk innewohnt, eine Messingschale und eine Backform auf dem podestartigem Ständerwerk. Ironie deshalb, weil die Backform teflonbeschichtet ist und als Referenz zu den Anspielungen auf die aktuelle Regierungsspitze gesehen werden kann. In der Form liegt ein Silberlöffel – streng ausgerichtet in Ost-West-Richtung – dabei zeigt der Stiel mit den Ornamenten westwärts. Die Elemente (Eimer, Handfeger/Bambus und Blumentopfständer sind durch eine lose geschlungene massive Kette miteinander in Beziehung gesetzt, wobei die verzinkten Kettenglieder trotz ihrer Stabilität geschmeidig wirken. Die geschlungene Kette lässt ein auffälliges Relikt außen vor: Ein Mahlwerk, dessen Trichter angerostet und dessen gesamte Mechanik der ursprünglichen Funktion beraubt zu sein scheint – zu lange hat keiner den Schwengel gedreht und Mahlgut durch das Räderwerk zerkleinern lassen – eine Reminiszenz an frühere Produktions- oder Weiterverarbeitungsprozesse im häuslichen Umfeld, die heute von glänzend lackierten Küchenmaschinenboliden übernommen werden. Dass die gesamte Installation im Freien steht, bringt naturgemäß witterungsbedingte Veränderungen mit sich: Der Silberlöffel ist mal mehr oder weniger unter Wasser und die übrigen Bestandteile sind mal mehr oder weniger nass – je nach Wetterlage. Doch dies scheint gewollt, denn die Unbillen der Witterung geben dem Werk stets aufs Neue einen wechselnden Ausdruck. Dazu kommen die Unwägbarkeiten durch absichtsvolle Interventionen der beteiligten Künstler – die mir nichts, dir nichts – die Teile oder auch die gesamte Installation in einen völlig anderen Kontext überführen können.
Die Installation haben am 03.01.2014 eine Sechsjährige, eine Zehnjährige und fünfeinhalbjährige Zwillinge erschaffen. Der Entstehungsprozess blieb undokumentiert.
Zu besichtigen an Werktagen nur nach telefonischer Vereinbarung, an Sonn – und Feiertagen nur in Ausnahmefällen
Aktueller Schätzwert: 68.000,00 Euro