Ich weiß ja nicht, wie es bei anderen ist. Aber bei mir ist Norden immer oben und Süden folglich unten. Manchmal wundert mich diese Zuordnung, denn wenn ich es genau betrachte, geht es doch hoch, wenn ich nach Süden fahre und keineswegs runter oder gar bergab – zumindest bis zum Alpen-Hauptkamm nicht. Trotzdem hält mein Kopf fest am oben und unten. Daran denken musste ich, weil ich nun morgens neue Flächen zu putzen habe:
Nämlich genau dort, wo früher mal behaartes Gebiet war. Jetzt hat mein Gesicht ja dort die Norderweiterung bekommen, ganz oberhalb der letzten Stirnfalten. Den Hinterkopf als Südhalbkugel zu beschreiben, kommt mir nicht in den Sinn, vielleicht weil der sich als Terra incognita meinem Auge meist entzieht. Die “Norden-ist-oben-Konvention“ soll ja früher den Seefahrern geholfen haben und geht – so steht’s zu lesen – auf den alten Griechen oder hellinisierten Ägypter Claudius Ptolemäus zurück auf dessen Schrift „Geographia“ sich dann in der Renaissance deren Geographen stürzten und seitdem wird das Norden-oben-Prinzip durch sämtliche Atlanten, Karten und Globen in die Köpfe gebimst. Auch auf der Deutschlandkarte, so sie denn richtig rum liegt, ist Hamburg immer oberhalb von Köln also im Norden, auch wenn München allein wegen der höheren Zahl der Höhenlinien weiter oben liegt. Das will ich auch nicht ändern, denn ich habe anderes vor, nämlich im tiefsten Süden meine Füße ganz unten, die gerade in den Übergangsmonaten zwischen den Jahreszeiten wahrlich keine Feuchtgebiete sind, mit einer pflegenden Salbe einzucremen. Dass der Westen (links) und Osten (rechts) auch nur noch geographische Zuordnungen sind, lässt sich von den jüngsten Kommunalwahlergebnisse in Frankreich leicht ableiten. Aus diesem und aus anderen historischen Gründen, verweigere ich, meine rechte Hand Osthand zu nennen.
Notiert am 22.03.14 im Krankenhaus