Wolfgang Jorzik it's about photography and other things that happen in life

Freio #4

“Freio” – das ambitionierte Kölner Zeitschriftenprojekt ist in diesem Sommer mit der vierten Ausgabe erschienen. Diesmal unter dem Titel „Kein Wunder“ und wie in den bereits früheren Ausgaben sind im Heft Fotografien, Illustrationen und Texte mit einem entsprechenden Bezug zum Motto zu finden.

Kein Wunder. Was? Mag man fragen. Was ist kein Wunder? Dass etwas eintritt, dass etwas nicht eintritt? Dass etwas passiert, sich ereignet? Was schwingt da mit? Kein Wunder. Achselzuckendens schon immer gewusst haben? Oder doch auch Verblüffung? Hinter dem Freio-Cover mit dem Kopfkissen, da verbergen sich Wunder oder eben keine. Und da beim Wundern auch Kirchen, Religionen und der Glauben mitmischen, verwundert es nicht, dass dann auch ein doppelseitiges schwarz-weiß Foto von Eusebius Wirdeier von einer Fronleichnamsprozession in Köln zum Einstieg lädt. Leicht kryptisch geht’s weiter, denn die Funksprüche der Kaktus 1549, jenem Flug der im Jahr 2009 auf dem Hudson River notwassern musste, erschließen sich, nur für sich genommen, erst mal nicht wirklich. Allerdings, und das ist reizvoll, legt die dazu arrangierte Votivtafel die richtige Spur, wenn man sich auf eine solche Suche einlassen mag. Fotoreihen von Suse Wiegand oder von Barbara Räderscheidt siedeln das Wunder im Wundern an. Wundern über Einfaches und Alltägliches. Dinge, die mit ein wenig Arrangement den gewohnten Rahmen verlassen. Zwischen Fotos und Illustrationen sind beispielsweise knapp beschriebene Alltagsminiaturen von Charli Weingarten und Benno Zimmermann zu finden – schnörkellos und auf die kleinen Wunder des Alltags gerichtet, die nur der zu sehen in der Lage ist, der hinzuschauen vermag. Dem Wunsch, sich „Freio“ unter einer bestimmten Maßgabe anzueignen, dem entzieht sich auch die jüngste Ausgabe. Stattdessen bleibt „Freio“ eine Einladung zum Flanieren, Blättern, Gedanken schweifen lassen, Lesen und Schauen und manchmal sich wundern.

Hatte ich vor mehr als zweieinhalb Jahren an anderer Stelle gewünscht, dass die Zeitschrift nicht gleich wieder spurlos verschwindet, so hat sich dieser Wunsch erfüllt. Sorge allerdings macht, dass die vierte Ausgabe deutlich dünner als die Vorherigen ausgefallen ist und mit 124 Seiten mit zwanzig weniger aufwartet. Neben einem spurlosen Verschwinden, wäre nämlich auch ein Schleichendes zu bedauern.

www.freio-verlag.de

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